Schauspiel Winkelried in Hochdorf

Volksschauspiel in 3 Akten

 

Peter Halter bekam 1900 den Auftrag ein Volksschauspiel für das neu erstellte Theater zu schreiben. Schmidlin und Halter entschieden sich für den Stoff der Schlacht bei Sempach.

Peter Halter hat sich für dieses Festspiel nach Literatur und Bildern umgeschaut. So gab auch das  Festalbum zur Schlachtfeier am 5. Juli 1886 Hinweise. Karl Jauslin zeichnete hiefür Bilder in der Grösse von 38 x 24 cm.

(Erstes Bild anklicken)

 

Aufführungen in Hochdorf 1901 und 1902

Die Bilder sind dem Schauspielführer entnommen. Sie sind leider von minderer Qualität, aber es war ja vor 115 Jahren! Die Fotos wurden von Emil Götz aus Luzern gemacht.

Die damaligen Darsteller

Vorläufig sind nur die Namen nicht doch deren Rollen aufgelistet.

Nach einem Merkzettel von Peter Halter. Die Nummerierung ist noch ein Rätsel.

Damals haben sich alle Leute gekannt.

1. Mennel

2. Lehrer Fessler

3. Kandit Estermann

4. Bernhard Egli

5. Jos. Rast

6. Mart. Buchmann

7. Frei Coiffeur

8. Halter Peter

9. Isenegger

10. Krieger ?

11. Fürsp. Bucher ?

12. Hans Scherer ?

13. Arnet ?

14. Robert Buchmann

15. Rob. Weber

16. Berger

Karl Schnieper

Dr. Schaller Fürspr.

Ottiger Rothenburg

Widler Urswil

Schuster Widmer

 

1. Elise Jenni

2. Bernardine (Bub?

3. Emilie Leu

4. Philipine Leu

5. Seppli Rast

6. Franzli Halter

7. Seppli Bossart

8. Sophie Bossart

9. Franzisca Bachmann

10. Kath. Hofmann

 


Frau Wyss-Jenni als Berchtha von Gundoldingen

 


Es stand damals in den Zeitungen:

In der wöchentlichen Gratis-Beilage des  Luzerner Tagblatts vom 23. 8. 1901

"... was er (Peter Halter) geben wollte: höchst lebendige, poesiereiche Bilder alt-schweizerischen Heldentums, die trotz ihrer Anspruchlosigkeit den Hörer mächtig packen und mehr als einmal jene Tränen der Rührung ins Auge zaubern, die besser als alle Kathechismen der Aesthetik den Beweis leisten, dass es der Dichter verstanden hat, den Zuschauer ganz in seinen Bann zu ziehen und die besten Saiten der Seele in Schwingungen zu versetzen.

 

 

"... Der Winkelried unseres im wahrsten Sinne des Wortes heimischen Dichters Peter Halter hat letzten Sonntag die Feuerprobe glänzend bestanden. 1000 Zuschauern allein aus der Stadt Luzern hatten der ersten Aufführung beigewohnt. Nach Schluss der Vorstellung hörte man aus dieser imposanten Besucherschar nur eine Stimme des Lobes und der Begeisterung. Und zwar gilt dieses Lob nicht minder der Dichtung als solcher, wie deren prächtiger Wiedergabe durch die Theatergesellschaft von Hochdorf. Was die z.T. in Bezug auf das Theater ja verwöhnten Städter so zu packen und hinzureissen vermochte, das wird sicherlich auch unser gewecktes Seetalvölklein nicht kalt lassen, sondern dasselbe in hellen Scharen nach dem Kunsttempel von Hochdorf hinlocken …... pilgere hin nach Hochdorf, dann wirst du erst begreifen, was letzten Sonntag die tausendköpfige Zuschauermenge zu solcher Begeisterung, zu solchen Beifallstürmen hingerissen hat."

"Aufs Neue hat uns das Stück in seiner glänzenden Durchführung einen grossartigen Eindruck gemacht. Was voriges Jahr über Spiel und Ausstattung gesagt wurde, darf heute noch in vermehrtem Masse wiederholt werden. Uns scheint, dass das Spiel an Eleganz und Sicherheit noch gewonnen habe, und auch die Ausstattung hat in verschiedenen Szenen eine glückliche Vervollkommnung und Bereicherung erfahren. Der Winkelried ist in der gegenwärtigen Form ein Festspiel, das seinesgleichen sucht und Kenner wie Nichtkenner in gleicher Weise zu entzücken vermag."

Im Zuger Volksblatt, 17.Juli 1902

"Vorab gebührt der Ehrenstrauss der Frau des Helden, welche ihre Rolle so lebenswahr und innig erfasst und zur Darstellung bringt, wie kaum eine Berufsschauspielerin sie besser wiedergeben könnte." (Darstellerin war Frau Louise Schmidlin)

 

Isabelle Kaiser schreibt im "Der Bund " vom 20. Juli 1902:

"Die Rollen sind durchwegs mit einer schlichten Innerlichkeit und Überzeugung gesprochen,  die nie ohne Eindruck auf die Zuhörer bleiben und sie oft zur spontanen Anerkennung mitreissen"

 

"Da ist vor allem das prächtige Winkelriedsche Paar, mit den blühenden Knaben, das schon vor einigen Jahren als Wilhelm Tells Familie in den Hochdorfer Aufführungen hervorragte." Dass dieses Menschenkleeblatt, auch nach beendetem Spiel, als zusammengehörig im Leben eine schöne intelligente Familie bildet, erhöht für die Wissenden den Reiz der Darstellung. Die drei Frauengestalten Mechthild, Berchta von Gundoldingen und Anna Reni bilden ein Dreigestirn fraulicher Anmut und schweizerischen Gesinnungsadel und scheinen alle drei dem Geschlechte der Stauffacherin entsprungen zu sein."

"Der Kinderreigen mit Fahnenschwingen einen entzückenden Höhepunkt von ungewohnter Lieblichkeit."

 

 

Michael Schnyder im Vaterland:

"In der Stimmungsmalerei liegt die Stärke von Winkelried, zum grossen Vorzug einer effektvollen, im patriotischen Gemüte tiefhaltigen Wirkung auf der Bühne."


 

Das Schauspiel hatte 1901 einen riesigen Erfolg. Das Hotel Post von Peter Halter florierte. Es logierten Gäste nebst aus der Schweiz, aus dem Elsass, aus Belgien, Polen, viele aus Deutschland: Leipzig, Aschaffenburg, Spandau, Bonn, Charlottenburg....

 

 

Für die Kompositionen seiner Lieder im Winkelried konnte Christoph Schnyder, 1826 - 1909, gewonnen werden. Er hielt mit seiner Kritik nicht zurück, unter anderem schreibt er:

Das Lied der Frauen ist verteufelt kriegerisch und wäre geeignet für Männerchor. Es gibt aber bekanntlich auch kriegerische Weiber, die wenns Noth thut auch dreinschlagen und nicht nur mit der Zunge fechten. ......

 

Brüllende Rohre  -  Kanonen? Hat man solche in Sempach gehabt? Dein C Schnyder


Quelle: Familienarchiv