Vinzenz Halter

* Ufhusen 19.05.1821  † Hochdorf 29.08.1889

Foto: Vinzenz Halter
Foto: Vinzenz Halter

Er heiratete in Rothenburg am 25.08.1851

Franziska Aloysia Widmer, geboren in Hochdorf am 05.06.1818

sie starb nach Peters Geburt am 24.04.1856

ihre Eltern:

Anton und Aloysia Estermann, oo 05.08.1816 in Littau

Aloysia Estermann starb 31jährig am 30.09.1821 nach der Geburt von Alex

Ihre Grosseltern:

Johann Widmer oo Anna Maria Guet und Xaver Estermann oo Elisabetha Jung

ihre Geschwister:

Xaver Martin Anton * 12.05.1817, Ludovic Anton Xaver * 10.06.1819,

Joseph Xaver Martin * 16.06.1820, Xaverius Alexander * 08.06.1821

 

Peter Halter schreibt in seinen Selbstbiografien: Alex, Xaver und Josef waren Luftibusse und zogen nach Amerika.

 

 

 

Vinzenz muss vielseitig talentiert gewesen sein, denn nach seiner Schreiberlehre in Hohenrain machte er zwischen 1840 und 1844 eine zweite Lehre als Goldschmied bei Peyer in Willisau. Danach verhalf ihm Josef Leu in Hohenrain, damaliger Grossrat, 1845 zur Lehrerausbildung in der Klosterschule St. Urban. Es war dies der letzte Ausbildungskurs in St. Urban.

Er versah Stellen in Sarnen, Eschenbach und - :

 

"Im Schuljahr 1849/50 ist er an der Primarschule hiesiger Gemeinde für sämtliche Klassen der schulpflichtigen Buben vorgestanden. Er hat sich durch seine Leistungen im Schulfache durchweg als theoretisch und praktisch gebildeten Lehrer zur vollen Zufriedenheit der Schulbehörden erwiesen und dabei auch in sittlicher Beziehung sich so betragen, dass er vollen Lobes und aller Empfehlung würdig ist."

So schrieb "Melchior Bürgler, Pfarrer, Präsident des Schulraths Muthathal, 3. Oktober 1850"

Danach betätigte er sich als Sekundarlehrer in Rothenburg.

 

Als er in Sarnen an der Oberen deutschen Schule unterrichtete, bildete er sich als Kunstmaler aus.

Er besuchte auch Kurse in München.

Vorwiegend malte er religiöse Motive.

Die Theaterleute holten ihn als Maler für die Kulissen.

 

 

 


1855 war in Willisau eine Industrieausstellung. Dort stellte Vinzenz ein Oelgemälde für Fr. 130.00 aus.

Aussteller nebst ihm aus Hochdorf waren Jost Brunner, Tuchhändler; L. Uttiger, Schmied; Josef Bucher, Drechsler und Pauline Ruepp, Lehrerin

Vinzenz kämpfte zunehmend mit seiner Gesundheit. Die Familie zügelte 1853 nach Hochdorf. Dort arbeitete er eine zeitlang als Vergolder mit seinem Bruder Jakob zusammen.

In dieser Zeit begann Vinzenz zu fotografieren. Nach Angaben von Zeitgenossen muss er schon 1858 als Fotograf bekannt gewesen sein.

Er wohnte mit seinen Angehörigen zuletzt im unten abgebildeten Holzhaus mit Putzenscheiben.

Foto: Vinzenz Halter
Foto: Vinzenz Halter

Am Fenster steht seine Tochter Franziska,

seine Schwestern: es sitzen vorne Elisabeth und hinten Aloysia

Das Haus, das in Hochdorf unterhalb des Restaurants Hirschen stand, hatte Elisabeth für die Familie gekauft.

Vinzenz errichtete daneben ein Atelier und beschriftete es.

 


 

Hochdorfs erster Photograph

 

Vinzenz Halter, der unbekannte Vater von Dichter Peter Halter

 

Vinzenz Halter ist der Vater des Dichters Peter Halter.

Peter Halter ist wohl noch der älteren Hochdorfer-Generation bekannt. Ein grosser Gedenkstein beim nach ihm benannten Schulhaus soll an ihn erinnern.

 

Vinzenz Halter, geboren am 19. Mai 1821, verstorben am 19. August 1889, hatte viele Geschwister, zehn sollen es gewesen sein. Seine Vorfahren waren Bauern und pflegten in Höndlen in Eschenbach das Erblehen des dortigen Frauenklosters. Wie viele Bauern im 18. Jahrhundert betätigten sie sich abends als Uhrenmacher, Gürtler oder Glaser und sorgten damit für zusätzliches Einkommen.

 

Vinzenz muss vielseitig begabt gewesen sein, denn nach einer Schreiberlehre in Hohenrain machte er zwischen 1840 und 1844 eine zweite Lehre in Willisau bei Peyer als Goldschmied. Danach verhalf ihm Grossrat Josef Leu (Im gleichen Jahr wurde Leu ermordet.) zur Lehrerausbildung in der Klosterschule St. Urban. Die erste Stelle 1846/48 fand er an der «Oberen deutschen Schule» in Sarnen als Lehrer der Sekundarschule. In den Ferien nahm er Malunterricht in Sarnen und in München.

 

Weitere Lehrtätigkeiten führten ihn nach Eschenbach und Muotathal. In seinem Arbeitszeugnis von Melchior Bürgler, Pfarrer und Präsident des «Schulraths von Muotathal» steht: «Im Schuljahr 1849/50  ist er an der Primarschule hiesiger Gemeinde für sämtliche Klassen der schulpflichtigen Buben vorgestanden. Er hat sich durch seine Leistungen im Schulfache durchweg als theoretisch und praktisch gebildeter Lehrer zur vollen Zufriedenheit der Schulbehörden erwiesen und dabei auch in sittlicher Beziehung sich so betragen, dass er vollen Lobes und aller Empfehlung würdig ist.»

 

In Rothenburg, wo er danach die Stelle als Sekundarlehrer innehatte, heiratete er im August 1851 Franziska Widmer. Im Oktober 1852 wird Vinzenz geboren. Nach drei Dienstjahren musste er das Lehramt aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.

 

Die Familie zog 1853 nach Hochdorf, wo die Verwandten von Franziska und Vinzenz wohnten. Mit Bruder Jakob betrieb er eine Goldschmiede. Pfarrer J. Schläpfer in Hochdorf bestätigt, dass «die Gebrüder Jakob und Vinzenz Halter in Hier, rechtschaffene und ehrenhafte Männer seien» und dass «ihnen schon in früheren Jahren Arbeiten für Vergoldung im Feuer übergeben wurden…» (Quelle Hans Halter). Für weiteres Einkommen handelte er mit Geschirr, wie Sohn Peter in seinen Erinnerungen schrieb, und nebenbei malte er Ölbilder mehrheitlich mit religiösem Inhalt. In den Familien sind zwei seiner Bilder erhalten geblieben. Sein Selbstbildnis ist in der Peter-Halter-Stube in der Ortsgeschichtlichen Sammlung in Hochdorf zu sehen.

 

Im Oberdorf in einem kleinen Häuschen, das an der Stelle des heutigen Brillengeschäfts Unternährer (ehem. Muff) stand, wuchs die Familie mit den Kindern Franziska und Peter. Fünfzig Tage nach der Geburt von Peter starb Mutter Franziska. Im gleichen Haushalt lebten noch die Mutter von Vinzenz, seine Schwestern Aloysia und Elisabeth. Bethli oder Gotte, wie sie familiär genannt wurde, übernahm die Mutterrolle und sorgte fortan für die drei Kinder. Sie trug auch wesentlich zum Einkommen bei, sie war Störschneiderin. 1866 kaufte sie das kleine Holzhaus im Unterdorf, das unweit der heutigen Coop-Tankstelle stand.

 

Peter beschrieb das neue Heim wie folgt: «Wir hatten selber wieder ein kleines, aber liebes Häuslein mit Butzenscheiben, Geranien an den Fenstern und Weinreben bis unters Dach, von einem grossen Garten umgeben… das war mein Entzücken… Das war kein Miethaus mehr, wo man unter dem Drohfinger des Hausmeisters stand. Hier konnte man auf eigenem Grund tollen, jauchzen und jubeln. Hier hatten wir Blumenbeete im Garten, Erdbeeren und Stachelbeeren.»

 

So schmuck und heimelig ihr Häuschen an der Kropfgasse auch war, für kalte Winter war es nicht gebaut. So schrieb Vinzenz an Peter im Winter 1878: «... wenn etwas weniger kalt und man weniger an die Finger friert, so werde ich dann mehr schreiben.» Und ein andermal: «... mitgehend vorab ein Hemd. Mehr konnte dir jetzt nicht gesandt werden, weil bei der grimmigen Kälte das Waschen unmöglich war, denn auch in der Küche ist es so kalt, dass selbst das Kochen eine wahre Marter geworden.»

 

Zunehmend interessierte sich Vinzenz für das Fotografieren. Um diese Zeit kam ein neues günstiges Verfahren auf, die Ambrotypie *. Das ist jedoch nur ein Unikat auf Glas. Für die damalige Zeit genügte es, konnten sich doch die wenigsten Leute Abzüge von Negativen leisten. Sohn Peter schrieb, dass sein Vater mit Farbe viele Experimente machte und die Farbfotografie sein Lebensziel war.

 

1858 ist Vinzenz schon als Fotograf bekannt. 1966 baute er sich ein Atelier neben dem Häuschen an der Kropfgasse.

 

Um Geld zu verdienen, soll Vinzenz bis ins Berner Oberland gereist sein, um Fotos von Kurgästen zu machen. Er kopierte auch bestehende Fotos von Persönlichkeiten aus Kirche und Politik, stellte Vergrösserungen her und verkaufte diese.

 

Zu Vaters Arbeit als Fotograf schrieb Peter in seinem Lebenslauf: «Später musste ich mit meinem Vater auf die Bauernhöfe hinaus, bald Lebende, ganze Familien, bald Tote zu photographieren. Mit den letzteren hatte man nach einigem Rüsten keine Mühe, sie hielten sich meistens still. Und sass ihnen nicht etwa eine Fliege auf der Nase, waren sie gewöhnlich gut getroffen. Zuerst wollten die Leute nicht an den Toten rühren, dann bekam man gewöhnlich das Kinn und die Nasenspitze auf das Bild. Da kamen sie schliesslich dazu, den Toten etwa in Sitzstellung zu bringen, damit man das Gesicht mehr vor das Objektiv bringen konnte. Zu dieser ‹Abkentelfetelei›** wie das Volk es nannte, musst ich helfen den schweren Karren stossen, auf dem der Apparat und andere Instrumente und Geschirr z. B. für die Dunkelkammer geladen waren.»

 

Vinzenz verdiente trotz seiner vielen Talente nicht genug. Schwester Elisabeth und später Tochter Franziska sorgten für zusätzliche Einkünfte durch Näharbeiten zu Hause und auf der Stör. Auch Peter verdiente etwas Geld mit Strohflechten und gelegentlicher Hilfe bei Bauern. Aloysia, Wisi genannt, besorgte den Haushalt und die Bünt (Familiengarten) im Moos, Peter musste ihr häufig helfen.

 

In vielen Briefen kommt zum Ausdruck, dass die Familie sehr schmal durchs Leben musste. Zinsen der Gülten mussten bezahlt und Schulden zurückbezahlt werden. Es war ein dauernder Stress, das benötigte Geld aufzutreiben. Sohn Vinzenz, der in Rom viereinhalb Jahre Theologie studierte, kostete viel Geld. Er schickte seine Schwester Franziska immer wieder auf Betteltouren zu Bekannten und Pfarrherren.

 

Vinzenz litt schwer unter dem frühen Tod seiner Frau. Die Inhalte einiger Briefe an Peter lassen vermuten, dass er sein Elend hin und wieder mit Alkohol betäubte: «… In meinem Unglücke, das ich mir vielleicht auch selbst durch ‹Leichtsinn› zugezogen, bin ich so sehr von dem Wunsche durchdrungen, dass meine Kinder, die ich so sehr, so heiss und innig liebe, glücklicher werden möchten, als es ihr Vater ist...»

 

Fortan bemühten sich die Söhne Vinzenz und Peter um Kunden für den Vater. Peter war es, der die Mehrheit seines Lohnes nach Hause schickte, Vinzenz musste nach dem Studium seine Schulden tilgen. Weil es noch keine AHV gab, hatten damals sehr viele ältere Leute bis zum Lebensende Geldsorgen.

 

Am 9. Januar 1879 starb Vinzenz´ Schwester Elisabeth. Die erwachsenen Kinder waren ausgezogen. Franziska besorgte den Haushalt von Bruder Vinzenz, der verschiedene Pfarrstellen innehatte. So wohnten Vinzenz und Aloysia allein im hundertjährigen Haus. 1883 wurde es an Eierhändler Kaspar Weber für 4000 Franken verkauft.

 

Wann Aloysia starb ist nicht bekannt. Vinzenz zog im November 1883 nach Luzern; später, als Peter Amtsschreiber wurde, wieder nach Hochdorf zurück. 1881 schrieb er an Peter: «…wohl kommt es vor, dass mich so ein wehmütiges Gefühl der Verlassenheit beschleicht,  aber dieser trüben Stimmung such ich bald damit Herr zu werden, dass ich da und dort einen Besuch mache, um mich zu zerstreuen… Das körperliche  Befinden betreffend, so geht es mir gar nicht übel.  Guter Schlaf und Appetit zum Essen und Trinken hält das alte Haus immer noch etwas aufrecht – wie lange? Das weiss Gott und überlasse ich Gott.» Vinzenz starb am 19. Mai 1898 in Hochdorf.

 

Quellen: Briefe und Fotos: Familiebarchiv

 

* Die Bildwirkung der Ambrotypie basiert auf einer knapp belichteten und entwickelten iod- und bromsilberhaltigen Kollodiumschicht auf Glas. Das weissliche Glasnegativ wird mit schwarzem Papier oder Samt hinterlegt und erhält so seine positive Bildwirkung (Scheinpositiv); das Negativ erscheint aufgrund des Dunkelfeldprinzips vor einem dunklen Hintergrund als Positiv. Genutzt wird also ein Unikat. (Quelle: Wikipedia)

 

** Peter Halter verwendet sehr viele alte Mundartausdrücke, möglich von kentel: Kienspan zur Beleuchtung (Ablichten ?) fetele: fötele?

peterhalterstiftung at bluewin punkt ceha

 

 

Quelle: Familienarchiv

 

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